Schwächen 

 

Du hattest keine

Ich hatte eine

Ich liebte

 

    (Bertolt Brecht)

 

 

Jacques Dulon...

...schreibt Lyrik, Prosa und ist als Reisefotograf unterwegs

Alle Texte und alle Fotos auf dieser Lyrik-Seite sind von Jacques Dulon; außer: "="

                                                               

Gestaltung der Dulon-Seite: Felicitas Krüs, Auswahl der Texte: Jackie Dong         (Foto: Selbstportrait - Jinja, Uganda)

Gedicht des Monats: 2024, Dezember

                     

 

Über das wahre Glück

(und dessen Beschneidung)

 

Vielleicht spürt man wahrhaftes Glück,

(das man gemeinhin kaum kennt)

nur, - wenn man über Wiesen und Weiden

barfüßig rennt, - diese vierblättrigen Kleeblätter

sucht, findet und pflückt; - und von ihnen dann

ganz sauber - das vierte Blatt trennt - um mögliche

Überdosierungen zu meiden 

Ein Tschüss für alte Freunde

Farben von: Ferne (noch bis zum 07.01.2025 auf dieser Seite)

Foto: Les Ardennes (Dulon)

(inspiriert durch das Gedicht von Andreas Oltzen: Jetzt geh´ ich mit)

Der Schrei - Eine Variation von "Nur ein Blick" von Elisabeth Oltzen (noch bis zum 12.01.2025 auf dieser Seite)

Foto: Wolken über dem Greifswalder Bodden, Lubmin (Dulon)

Luxembourg - Dulon
Luxembourg - Dulon
Luxembourg 2 - Dulon
Luxembourg 2 - Dulon

So wie ich heiß? (neuer Audio-Text)

Foto: Berlin (Dulon)

 

 

So wie ich heiß…? (Neuer Text)

(Eine Verbeugung vor Klabund und seiner Lyrik)

 

Ich bin das Schweigen: Namenlos

mein Alter zählt nur meine Zeit

in der das Leiden: Übergroß

in meinen Worten sich verschweigt

 

Mein Vater ist der Anfang: Immerfort

Meine Mutter trägt Geburt als ihren Namen

sie gab die Fluchtburg mir als Heimat-Ort

Ich hisste dort - für sie - die weißen Fahnen

 

Meine Frau sucht sich die Liebe: Lustgewinn

meine Kinder sind ihr Roter Morgen

Sie verließen mich - weil sie wie Kinder sind

nun sind sie – ohne mich – stark und groß geworden

 

In meinem Bruder brennt die Ferne: Seelenweh

Sein Bruder bleibt wohl stets ein kleiner Kreis

Er sagt mir Sätze, die ich nicht versteh:

Dass ich nicht so bin - wie ich heiß

Dieser Mann der sieben Seelen

Foto: Fischland (Dulon)

 

Dieser Mann der sieben Seelen 

 

Dieser Mann, der tut so heimlich

als ob er wüsste, was ich weiß

Er ist ein Blender - und mir peinlich!

Was nur weiter für mich heißt:

Er kann mich mal…! mit seinem ganzen Hokuspokus-Scheiß

 

Er sagt, er trüge schwer an sieben Seelen

Die Erste scheint ihm stets - als Lichtgestalt

Doch erzeugt s i e die Schatten, - die ihn quälen

Sie ist die Jüngste. Sie wird nicht alt,

und wie der Tod - strahlt sie: - weiß und kalt

 

Die Zweite... ist nun eigentlich keine Seele.

Sie ist Gefühl – das… zwischen allen Stühlen

liegt – und auch der Klos, - der fest sitzt in der Kehle,

und schwer wie stumme Worte wiegt! - Will er sie runter spülen

dann kann s i e sogar - auch noch - diese stummen Worte fühlen

 

Dieser alte Schwerenöter! Ja - er zählte nie bis drei

drum trägt die Dritte - keinen Namen

Sie liegt auf Eis - neben Seele Vier und Zwei

und ist die Jungfrau – seiner reifen Damen,

(die ihn erwählten – und mit sich nahmen)

 

Nummer Vier - trägt immer nasse Kleider

Sie verweint den ganzen Tag ihr Leid

Sie kennt nur Schwätzer oder Schweiger

und näht ihr bunt besticktes Hochzeitskleid

für den, - der sie aus diesem Leid befreit

 

Manche Seelen liegen hinter Friedhofsmauern

Seele Fünf kennt diese viel zu frühen Frieden,

die alle Kriege überdauern

Sie wird wohl selbst schon - unter weißen Kreuzen liegen

und würd´ so gern´ noch... leben - um zu lieben

 

Was soll ich von der Sechsten hier berichten...?

Sie ist der Künstler, - denn sie bricht

alte Worte - um sie neu zu dichten

Doch schöne Verse - kennt sie nicht

Seele Sechs - ist selbst Gedicht

 

In diesem Mann - wurd´ auch geboren

die Siebte! - Sie war sein Gift, sein Guter Gast!

Mit Macht durchströmt sie – a l l e Tiefen seiner Poren

bis sie ihn schließlich ganz umfasst

Seele Sieben war wie Luft, - die auch du - geatmet hast.

 

Das sagte dieser Mann – in seinem tiefen Raum

ungerührt – so dass ich durch seine Worte weiter leide

wie durch den Alpdruck schwerer Zeiten - in einem schlimmen Traum...

Als ich erwachte - ließ ich ihn stehen, denn schließlich - leben wir ja beide

auf den getrennten Seiten – einer Spiegelscheibe.

Die Vergessenen

Foto: Elbsandsteingebirge (Dulon)

Wer bist du? (Neuer Text)

 

Auf deine Wände malst du

die Zerrbilder meiner Gesichter

mir zum Beweis, dass es mich gibt

so wie du mich siehst

 

Ich reiße sie ein und male sie neu

dort -

     wo du mich niemals sehen wirst

 

 

 

Ich (Neuer Text)

(Autobiografisches im Barock-Stil)

 

Einige sehen mich nur am Tage

und glauben, ich hätte ein helles Gesicht

Andere führen die lautstarke Klage

und sagen, ich sei ein dunkler.. Bösewicht

 

Vielleicht haben sogar einige Weitere noch

auf mich - eine sehr viel fremdere Sicht...?

Nur... ein wenig denk´ ich dann ja doch:

Vielleicht bin ich auch nur - wie ich                            

Lebenssinn

Foto: Neuf-Brisach (Dulon)

Lebenssinn 

 

Der Regen zieht

Die Sonne scheint

Ein Vogel flieht

vorm Vogel-Feind

an diesem Morgen

der Lebenssorgen

 

Der Regen rauscht

Die Sonne sticht

Ein Vogel tauscht

das nasse Licht

zur Mittagszeit

mit Lebensleid

 

Der Regen rinnt

und löscht die Strahlen

Ein Vogel singt

im dämmerfahlen

Sonnenglühen

von Lebensmühen

 

Der Regen strömt

passiert den Tag

Kein Vogel tönt

im Tropfenschlag

Nur ganz tief drin

klingt Lebenssinn

Sansibar 

Fotos: Indian Ocean, Tanzania (Dulon)

 

 

Sansibar

 

Morgens beim Frühstück ist es nicht wie gewohnt

Schon beim ersten Schluck Kaffee denkst du an die vergangene Nacht

Du lagst lange wach...

Hat sich das Denken gelohnt...?

Du verlässt dann das Haus - mit zögerndem Schritt

Der Kaffee - hat dir heut´ nicht geschmeckt

Dein Kopf nimmt von der Nacht etwas mit

Dein Frühstücksbrot hast du dir eingesteckt

Und dort die U-Bahngleise

Der Wunsch ist wieder da

vom Aufbruch und der Reise

Vielleicht bis Sansibar

 

Auf der Fahrt ins Büro ahnst du den Regen

Oder vielleicht ist es auch Schnee

Das dreckige Nass auf den Fußgängerwegen

>Das sind meine Bilder, die ich jeden Tag seh´<

In deinem Büro lässt du die Arbeit im Schrank

Die Termine verstreichen als Zahlen der Uhr

Du gehst wieder zum Fenster an den Schränken entlang

und denkst an den Mann, der mit seinem Brot zur Arbeit fuhr

Und dort die U-Bahngleise

Der Wunsch bleibt dir jetzt nah

vom Aufbruch und der Reise

Vielleicht bis Sansibar

 

Dein Chef erscheint – du nennst ihn beim Namen

In einer Stunde kommt er zurück

Du starrst auf die Frau in dem Bilderrahmen

Sie war mal dein Glück…

Diese Frau hat dich schon lange aus ihrem Leben entlassen

Nur deine Chefs erscheinen dir wieder

Die durchwachte Nacht - ohne Entschlüsse zu fassen -

Verregnet den Tag - oder fällt als Schnee auf Gehplatten nieder

Und auf die U-Bahngleise

Der Wunsch wird heute wahr

vom Aufbruch und der Reise

Vielleicht bis Sansibar

 

Du verlässt das Büro ohne zu fragen

Und diesmal lässt du dein Frühstück neben der Frau einfach liegen

>Ich werde mich ohne Gnadenbrot durch´s Leben schlagen.

Dieses nächtliche Etwas in meinem Kopf war nur ein Türklinkenbiegen<

denn schon auf der nächsten U-Bahnstation

Wird dein Traum für dich wahr

Mit dem Pass von deinem heimlichen Sohn

Fährst du direkt - bis Sansibar

PACHAMAMA - Aquarell auf Schuhkarton, Bolivia (Altiplano) - J. Dulon
PACHAMAMA - Aquarell auf Schuhkarton, Bolivia (Altiplano) - J. Dulon

Auf dem Rücken des Kaimans (Machiguengas - Menschen, die gehen)

Foto: Managua, Nicaragua (Dulon)

 

Auf dem Rücken des Kaimans

(Machiguengas - Menschen, die gehen)

(eine Verbeugung vor Mario Vargas Llosa und seinem „El hablador“)

 

Nein - Ich benötige keine zusätzlichen Intelligenzen neben meinem kleinen Kopf

Ich bevorzuge das selbständige Fühlen und Denken

und von den Bereichen, in die ich gedanklich nicht mehr eindringen kann

lasse ich mir all´ meine Geheimnisse schenken

Ich bin ein Geschichtenerzähler, ein nur einfacher Mann

Ein Machiguenga, der hin und wieder an eure Zwischenwelttüren klopft

und über siedend heiße Sonnenschein-Stufen stolpert – bis hinauf

zu den großen Schalenlicht-Sternen, die im Zentrum von Inkite verweilen,

um das sich ja jede Weltschale dreht - auf ihrem himmlischen Lauf

und wo die lustlose Sichel des Mondes beständig versucht – der Nacht zu enteilen

 

Ich wünsche mir ein Leben, in dem man auch weiterhin einmal kein luftiges Wellen-Netz findet

So ganz ohne quer und rückwärts zu denken - preise ich die Stille der Unerreichbarkeit,

die mich vom unablässigen Geblubber eurer fliegenden Sprache verschont,

mit der ihr mich gewaltsam niederzudrücken versucht und in meine beiden Ohrmuscheln schreit.

Ich bin wie die Menschen, die gehen, weil es sich nirgendwo weniger zu wohnen lohnt

als in euren Häuserstadt-Welten, aus denen jeden Tag eine lebensleere Seele verschwindet

Nur die flinken Vipern fischen fröhliche Vögel am morgendlichen Fluss,

singt mir die Kröte, die mit ihrem Quaken das Töten beschallt

Schlangenhafte Wesen am Himmel beenden mit einem Schuss

aus Licht - alle Leben der glühenden Kometen – Sie werden nie alt

 

Ich brauche ganz sicher auch nicht eure Brücken - über die sterbenden Naturen

Ich würde diese betonierten Flächen so gerne wieder als Berge und Wälder erfassen

wohl wissend, dass diese exotischen Träume eure Tatkräfte stören

weil sich meine Gedanken nicht mehr - in euren Welten - verwirklichen lassen

So erzähl ich Geschichten, die ich zwar gehört – aber die mir nicht gehören

und suche mir Wege, abseits der schlangenbahnbreiten Asphalt-Spuren

Dabei liege ich auf dem Rücken des Kaimans mitten im reißenden Strom

der hungrig erwacht, um mich zu suchen und sein Fressen zu finden

Im letzten Augenblick ergreif´ ich die Füße des Reihers - und schon

fliege ich mit ihm zu den Wolken – bis auch meine armstarken Kräfte mir langsam schwinden

 

Ich begrüße freudig die Zukunft und binde sie täglich an das sich erneuernde Gestern,

aber ich verachte eure stumpfsinnige Haltung gegenüber den Seelen der Tiere

Kein lebendes Wesen gehört zusammengepfercht mit unzähligen Artgenossen in eure versiegelten Räume

Ohne die Flüchtigkeit besteht die Gefahr, dass ich neben meiner Seele auch meine Beinkraft verliere

Das sage nicht ich, das sagt Tasurinchi-vom-Fluss, wenn wir den Masato genossen und durch unsere Träume

den Seripigari begleiten - zu unseren noch wartenden, nachtdunklen Schwestern

Ich stürze vom Reiher und hoffe, dass mich nur die sanften Baumkronen empfangen

und mich sicher von dort auf den Waldboden führen, um mich auf Mooskissen zu betten

Tasurinchi-die Morgentau-Neue, hält meine Hand und küsst mir die Wangen

Sie zeigt auf den Kaiman und dann auf meine nun goldschimmernden Sonnenlichttreppen

 

Ich hasse eure Gewalt unter der stählernen Rüstung – obwohl ihr mir täglich erklärt: Sie sei gerade heute so wichtig

in einer Welt der Kriege und der falschen Glauben – in der man jeden Tag von neuen Feinden umzingelt wird

Ich weiß nicht sehr viel von euren Göttern - und konnte im Leben selbst meine eignen nicht immer erkennen

Doch Machiguengas sind Menschen, die gehen, damit ihre Seele nicht in ihrem noch lebenden Körper stirbt,

weil ja auch die Beine der dahineilenden Weltschalen unermüdlich um ihre eigene Achse rennen

Und sollten wir Sterben, dann muss unsere Seele uns aufrecht verlassen – deshalb ist Krieg nirgendwo richtig

Sobald sich das fiebrige Blut in den Adern zu Wut-Stürmen staut und Worte formt auf unseren bebenden Lippen

verschieben sich die Linien bis zum Ende der Welt, so dass wir uns in Feindschaft verbinden und die Rettung nicht sehen

Auf dem Rücken des Kaimans hast du ohne zu fluchen nach dem Reiher geschaut und seine Beine ergriffen.

Nun kann deine Seele auch deinen Körper im grasigen Moos – wiederfinden, um mit ihm - immer weiterzugehen.

Geister-Gängerin (und der Trucker) 

Foto: Wesergebirge (Dulon)

Geister-Gängerin (und der Trucker)

 

  Ich sah dich auf der Autobahn

im Geistergang auf allen Vieren.. kriechen

Und über dir: die Autos fahrn,

wie sie rosten, rasten und dann siechen

Ich will mit dir - mich nicht entzweien

will nur zu Zweit - dann weiter ziehen

  Ich fuhr als Fahrer einen LKW

Zwischen Rotterdam und Kingston-Town

und hoffte, dass ich dich noch einmal auf einem Rasthof seh´

Du trugst ja diesen goldnen Daumen

und konntest dich von dir befreien!

(so musstest du wohl weiter fliehen)

 

  Alle Finger hast du dir verbrannt (und irgendwann auch abgehakt)

da man im Leben viel verliert!

Später hast du oft mit hellem Lack

dir Prothesen - für die Daumen - präpariert

Du trafst auch andre blinde Leute

mit Augen auf den Fingerspitzen

  Viele hatten sieben an der Hand

weil man sich - mit jedem Finger - ja ein neues Leben schenkt

Ich hab dich damals nicht sofort erkannt

so flügellahm warst du - und fehlgelenkt

Ich traf dich gestern noch - in deinem Heute

Morgen werden hier schon andre sitzen

 

  auf deiner eignen falschen Gegenspur!

Du warst verrückt, verfolgt und völlig panisch

vor dem Eis - (wo die Titanic für dich fuhr)

4000 m unter dir - blieb es: ozeanisch

Wer tiefer taucht, muss irgendwann auch fliegen

Wer kriecht, hat nur vergessen, was er fand

  Im tiefen Grund – wo man sich nach oben sehnt

wo alle Schatten weinen, - bliebst du wach

und hast dich an deine Sonnen angelehnt

So verschwand - mit den Schatten - auch deine lange Nacht

Wer sich streckt, kann sich nicht nach vorne biegen

Wer sich bückt, sucht seinen Stand

 

  Aus deinen Flügelfedern hat für mich ein Licht gestrahlt

das du mit fremder Macht zu Farben bogst

Du hast alle deine Himmel damit ausgemalt

durch die du dann zu deinen Sonnen flogst

Ich kannte dich von diesen alten Bildern

nun bist du alt und ich erkenn´ dich neu

  Du konntest wohl in meinem Leben Spuren lesen

zwischen Fahrbahnplanken und dem Brückenpfahl

Jeder Fahrer braucht auch mal ein Flügel-Wesen

Manche nennen es – ihr Schicksal

Das Vergangene - will in die Vergangenheiten pilgern

Nur das Heute bleibt - und trennt die Spreu

 

  Wirst du für mich noch einmal wiederkommen?

Ich liebe dich so Seenot-krank

und sehne mich nach deinen vielen Flügel-Sonnen

liebesdurstig – lebenslang

Man sieht sich oft - in fremden Welten

die doch selten nur - dieselben sind

  Ganz plötzlich explodierte mir der Vorderreifen

Das ist schon viele Jahre her

Mein Truck durchbrach den Mittelstreifen

Vieles weiß ich gar nicht mehr

Was wir von uns ins Leben stellten

ist nicht dasselbe, das man uns nimmt

Gehen - nach dem Text "Gerade jetzt" von Elisabeth Oltzen

Foto: Lübeck (Dulon)

Gehen 

(nach dem Text: “Gerade jetzt” von Elisabeth Oltzen)

 

Gerade jetzt

wo

sich das Ganze

zerteilt

und dich die Teile

verlassen

der Abbruch

nicht heilt

und die Enden

nicht passen

 

Gerade jetzt

wenn

die Augen

geblendet

die Seele

entseelt

der Geist

geschändet

und dich das Leben

verfehlt

 

Gerade jetzt

weil

unsere Arme

versagen

sich unsere Welten

verdrehen

Fremde - durch Fremdheit

uns tragen

Darum ...und nur darum

Können wir gehen

Tauben und Träger (Ludwigshafen) von Dulon
Tauben und Träger (Ludwigshafen) von Dulon

Alles (Neuer Text)

 

Nein, ich schreibe nicht mehr

und fotografiere nicht

Ich höre keine Musik

Ich lese kein Buch

Ich wandere nicht

Ich meide Orte der Geselligkeit

Ich habe keinen Besuch

und besuche niemanden

 

Wenn du das schreibst

ist es ein Gedicht

Wenn du es liest

wird es zu Musik

Wenn du den Text durchwanderst

wird er zum Bild

und wenn du ihn verschickst

wird er zum Besuch

 

           (geschrieben mit Susanne Kaffka)

Erinnerungsspuren (Gehen #2) 

Foto: Berlin (Dulon)

Drei Frauen (fliehende Erinnerungen)

Foto. Karlsruhe (Dulon)

Drei Frauen (fliehende Erinnerungen) 

(nach dem Text „und jetzt ist alles“ von Jörg Nath)

 

Da liegen nun die ausgedörrten Felder

vieler Erinnerungen

gewässert mit zu vielen Tränen

Doch ihr Salz in den Furchen

verbrannte die Saat

und die Schollen

geronnenen Blutes

bedeckten meine

verwitterten Bilder

 

oder…

vielleicht war es auch ganz anders

und das Salz war kein Salz

und das Blut war nur Wasser

denn Liebe ist Liebe

und Falten durchziehen als Furchen

meine Seelenhaut

 

Du gingst im Frühling durch Kornblumen-Felder

mit ihren Blüten aus kornblumenblau

Deine Hose - benäht mit lustigen Flicken.

Die Feldbodenwege schimmerten regendurchweicht

unter deinen Sandalen...

Sie verklebten die schwerdunkle Erde

 

Doch ist es nicht alles ganz anders gewesen?

und die Kornblumen gehören einem anderen Traum

Du trugst keine Hose,

nur ein Sommerlichtkleid

auf brauner Haut

für meine spätere Sehnsucht,

die für dich so kusslos geblieben,

doch niemals vergessen -

obwohl die Zweite bald kam, die wirklich ganz Große

 

Ihr beide konntet damals nicht ahnen,

wohin ihr mich führtet - nach eurem Ende

Heute kennt meine Liebe - eure geheimsten Namen

Sie kennt auch den Preis,

den ich dafür zahlte

und jene andere

die bei mir blieb

 

Doch auch das ist schon wieder anders gewesen

denn groß war die Erste

mit ihren Bildern in Blau

und die Zweite begrub ich unter salzigen Schollen

vergaß zu vergessen - was immer es war

 

Heut´ spür´ ich die Saat der Kornblumen wieder

und küsse nunendlich

auf all euren Wegen

ihre zartbraune Haut

El Misti, Peru (Dulon)

Am See (Neuer Text)

(inspiriert durch „Im Kopf der Liebe (Version 1)“ von Jörg Nath)

 

Über grüne Wiesen trägt dein weißes Kleid

mein Boot – in das sich doch sonst kein Wind verweht

Nur ganz langsam tropft hier meine Zeit

in den Zeiger, der sich beständig um seine eigene Mitte dreht

 

Auf die Blüte deiner Blume - fällt ein welkes Blatt,

wie ein Lächeln ohne Zwang, das mich tiefer noch berührt

Welcher Wind wohl weht? - weil er deine Wärme hat

und deine Farbe – die mit jeder Blume neu erblüht...

 

Kann ich deinem Lächeln wirklich wild vertrauen?

nur weil ich erahn´, was dein Kleid mir nicht verhüllen mag

Darf ich dir bis in deine blaue Seen-Seele schauen…?

 

auf der mein Boot so viele Zeiten - ganz ohne Seen-Segel lag

Schau – mit dem Wind beginnt ein erster Körper-Wellenschlag 

Die Vergessene (Neuer Text)

(inspiriert durch „Im Kopf der Liebe (Version 4)“ von Jörg Nath)

 

Über grüne Wiesen springst du selbstvergessen

gehüllt in Tüchern, die sich mit weichen Winden drehen

Ich ruh´ im Gras, wo ich vor vielen Jahren schon gesessen

und weiß – ich werd´ dich endlich wiedersehen.

 

Zwischen Blüten springt dein altes Mädchenlachen

Es wird schon bald von schön geformten Lippen tropfen

und wohl aus dem Laut der Liebe auch die Lust entfachen

wortlos mit dem Takt, in dem ja Herzen füreinander klopfen

 

Meine Hand ist machtlos schon - und wird sich dir ergeben

sie würde, wenn sie könnte, Kränze flechten für dein Haar

oder für dich die frühen, weißen Tücher weben

in denen ich dich stets - als junges Mädchen sah

 

Ich schließe meine Augen – weil ich den Saft empfange

den ein Wandrer wohl genießt, der an Quellen niederkniet

So will ich trinken - weil ich dürstend nur nach dir verlange

und deine Hand mich zärtlich auf deine weißen Tücher zieht.

 

Neben mir schimpft ein Krähenvogel frech im Wiesengras

Mit meiner Mittagsruhe ist es wohl vorbei

Von welchem Traum wurd´ ich grad´ eben noch erfasst….?

...vor diesem schlimmen Vogelschrei…

Ankündigung: Frühling - ein neuer Audio-Text von Jacques Dulon, demnächst an dieser Stelle 

 

Ankündigung: vielleicht Homer - ein neuer Audio-Text von Jacques Dulon, demnächst an dieser Stelle 

 

 

 

Der Blick - (Tarime, Tanzania - Ost-Afrika, Dulon)
Der Blick - (Tarime, Tanzania - Ost-Afrika, Dulon)

Küchengespräche

 

Beim Kaffeekochen sagtest du mir: „Ich geh! -

Ich werde dich noch heute verlassen!

Ich will nicht länger an unserer Liebe leiden

und möchte wieder auf eigenen Beinen

 

stehen.“ Wir tranken unseren Kaffee

aus den vergoldeten Sammeltassen.

Mittags, in der Küche beim Zwiebelschneiden,

da musste ich ganz plötzlich weinen                 

SPIEGELWELTEN, Berlin www.jacquesdulon.com/berlin
SPIEGELWELTEN, Berlin www.jacquesdulon.com/berlin

Kraftloser Mann (Neuer Text)

 

Wir sollten uns doch       noch heute entscheiden

Ein Leben zu zweit         ist öde und fad

Und wer mich erwählt       ist nicht zu beneiden

Du fragst mich nicht       und ich geb´ keinen Rat

 

Die Wolken am Meer         zieh´n wieder nach Osten

Vorbei diese Kälte         der ewige Wind

Es gibt eine Sonne!        Ihre Strahlen zu kosten

bleibt uns keine Zeit!     Wo gehen wir nun hin?

 

Du zeigst mir den Vogel    gebrochen sein Flügel

Im Sturmwind der Nacht     am Ufer zerschellt

Die Sonne im Westen        erreicht nun den Hügel

Der sie dann verdeckt      am Ende der Welt

 

Du kennst keine Worte      die uns noch verbinden

Zwei Seelen getrennt       durch eine gläserne Wand

Mir fehlt diese Kraft      dich doch noch zu finden

Dann hebst du den Blick    und ergreifst meine Hand

 

phonetischer Lesehinweis: kursiv = Betonung

EIN PAAR STEINE, DER STRAND UND NEUE WETTER - auf Læsø (Dulon)
EIN PAAR STEINE, DER STRAND UND NEUE WETTER - auf Læsø (Dulon)

Künstler interpretieren Dulon

 

Nicholas McDonald interpretiert: Linda *

Reiner Schubert   interpretiert: Im Schatten junger Frauenblüte (Der Maler) *

                                 Mein Liebeslied für Dich *

                                 Der schlimme Mann *

                                 Banksy 

Elisabeth Oltzen  interpretiert: Dein Nicht-Nein **

                                 Dieser seltsame Reiter (Der Sohn I) ** ***

                                 Pastorale - Die Heilige Nacht der Stille **

                                 Kein Gesicht ** 

                                 Welches Wort ***

Hertz-Bande       interpretiert: Welches Wort +

Marie von Kuck    interpretiert: Schatten auf Wände *

                                 Für mich war nur der Herbst bestimmt

* nicht (mehr) auf dieser Seite

** Elisabeth Oltzen - Lübecker Lyriktreff (luebeckerlyriktreff.de)

*** Musikbeispiele | Flötentöne (elisabeth-oltzen.de)

Welches Wort (youtube.com) 

Banksy - Musik und Gitarre: Reiner Schubert 

Foto: Leipzig (Dulon)

 

Banksy

(Mahner, Dichter und Humanist in einer dekadenten Zeit)

 

Der größte Poet malt seine Zeichen

- wenn er über das Menschliche schreibt -

direkt auf die Mauern unserer Zeit;

nicht fragend – Wen... kann ich erreichen ?

 

Wissend, - dass wir in diesen Trümmern erblinden,

im Abfall ersticken – ist auch er - vom Staub schon bedeckt

und malt seine Verse - direkt auf den Dreck,

wie... Gebete, - denn nur dort können wir finden

 

was wir – schon in uns gesucht – doch niemals gefunden.

An den Abrisskanten von unseren Städten

- mit ihren offenen Adern, ihren nicht heilenden Wunden -

 

gelingen ihm Bilder, hier sieht man ihn beten

diesen heimlichen Mahner, diesen... ganz großen - Poeten

Warten - Frederikshavn (Vendsyssel-Thy) I Jacques Dulon www.jacquesdulon.com/photo-of-the-month
Warten - Frederikshavn (Vendsyssel-Thy) I Jacques Dulon www.jacquesdulon.com/photo-of-the-month

Sonnet about a Poet

(inspired by Iryna Sorokovska)

 

Seemingly fingers dig lines on my face

not knowing about yesterday´s sorrow

and the upcoming grief for tomorrow

so – whatever they do: It isn´t my case

 

I saw this carved masquerade in broken windows

asking myself – is it me? - or someone nearby ?

The wrinkles gave answer or at least they try

to sketch the secrets of life - I won´t show

 

Intoxicated by the blood of a poet

I found some words perhaps close to the truth

and forced myself to pretend: I know it

 

but I couldn´t catch never the wisdom I´ve used

Only the last one remains untouchable save

`cause it has started already digging my face   

 

 

Gesichter eines Dichters

der Versuch einer „sehr freien“ Nachdichtung von meinem Text „Sonnet about a Poet“

 

Anscheinend graben Finger Falten in mein Gesicht

die nichts von mir wissen - von meinen gestrigen Sorgen

und meiner zukünftigen Trauer - vielleicht schon von morgen

Was immer diese Linien bedeuten - sie kennen mich nicht

 

Ich sah dies Gesicht in den Gläsern zerbrochener Scheiben

und konnt´ nicht verstehen, wen ich dort sah

mich selbst ?- oder nur einen Menschen, der mir ähnlich war

und den anderen täuschte ? – Oder war ich keiner von beiden?

 

Das Blut eines Dichters berauschte das Denken

meiner wortreichen Seele aus fremden Gefühlen

die mir bis heute – die schönsten Verse schenken

 

Ich schrieb´ sie ohne zu wissen - zwischen den Stühlen

frei von Erfahrung, ohne Verstand, und weiß nur zu sagen,

dass unsichtbare Finger – Linien in meine Gesichter graben 

 

ohne Worte (Hunsrück) - Dulon
ohne Worte (Hunsrück) - Dulon

silberne Sonnen

Foto: DAS PAAR, Porto (Dulon)

 

 

Nur ein Sammler

Foto: AN DEN HIMMEL GEHÄNGT, Berlin (Dulon)

VOR DEM SPRUNG, Women in Art, Lübeck - J. Dulon
VOR DEM SPRUNG, Women in Art, Lübeck - J. Dulon

Krieg und andere Grausamkeiten (Texte gegen die Barbarei)

Gelogen? 

 

Politische Gedichte,

die keinen Widerspruch ertragen,

sind schwach

 

Politische Gedichte,

die keinen Einspruch erzeugen,

sind belanglos

 

Politische Gedichte,

die sich nicht um Zuspruch bemühen,

bestehen aus Lügen

Unsigniert 

(Gedicht über Frieden)

 

“Schreiben Sie ein Gedicht

über den Frieden

zum nächsten G 8

Nicht romantisch verklärt

und ohne Balladen-Reime,

selbstverständlich;

eindeutig positioniert

durch jeden Verzicht

auf Sinnverschiebungen

oder Dissonanzen

Auch die Ironie

wäre unangebracht

bei ihrem Gedicht

zum nächsten G 8

 

Verstehen Sie was ich meine?”

 

Ja

ich konnte es mir notieren,

Wir müssen es nur noch

mit ihrem Namen signieren. 

Sonntagsruhe in Bergen Belsen (neuer Text)

 

„Wir haben auch unsere Jugend verloren. Das soll man nicht vergessen.“

Hier ruhen 1000 Tote

„Die Juden wurden rechtzeitig gewarnt.“

Hier ruhen 500 Tote

„Das alles haben wir viel später erst erfahren.“

„Mein Mann war in der H.J., aber das hier...“

Hier ruhen 2000 Tote

„Entsetzlich, aber...“

Hier ruhen 1000 Tote

„Papa, Papa, was sind das für Hügel?“

„Ruhig Kind, ein Friedhof von früher.“

Hier ruhen 5000 Tote

„...und was haben sie uns angetan, die Russen?!“

Hier ruhen 1000 Tote

(und irgendwo auch Anne Frank)

SPIEGELWELTEN 2, Berlin - www.jacquesdulon.com/berlin
SPIEGELWELTEN 2, Berlin - www.jacquesdulon.com/berlin

Rückblicke, Einsichten und Dank

Eure Favoriten unter den Dulon-(Audio)-Texten, (Entstehungsjahr des Textes), Status

 

Gesamter Zeitraum  1Scherben und Kreise (bis an den Rand) (2023) * 

                   2. Der schlimme Mann (2022) (Musik: Reiner Schubert) *

                   3. Mondschattenbilder (2014) *

                   4Schatten auf Wände (2023) (interpretiert von Marie von Kuck) * 

                   5. Der Schrei (2023) ~

                   6. Mein Liebeslied für Dich (2021) (Musik: Reiner Schubert) *

                   7Pastorale - Die Heilige Nacht der Stille (2023) * 

                   8Selbstbetrug (Diese ewige Sucht nach dem Anderssein) (2022) * 

                   9. Ballade vom Wein in Aveiro (2017) *

                   10. Dieser seltsame Reiter (DER SOHN I) (2021) *

                   11. Geheimnisse (Dein Kaffee, deine Croissants und Warum ich dich liebe) (2023) *

                   12. Vollmond (Eine alte Liebe) (2012) *

                   12. Als wir uns trafen (Eine Nacht in La Paz) (2019) * 

                   14. Ja, so ist sie... (1981) *    

                   14. Mein sprachloses NEIN (2023) *

                   14. Melancholien (2016) *

                   17. Auf den Adel kommt es an (2022) *

                   17. Baluto (2015) *

                   17. Verspielte Liebe (2004) *

                   17. Der Mann der sieben Seelen (2024) 

                          

                                                    

2021                 1. Mein Liebeslied für Dich (2021) (Musik: Reiner Schubert) *

                     2. Dieser seltsame Reiter (DER SOHN I) (2021) *

                     3. Linda (2005) (Musik: Nicholas McDonald) *

 

2022                 1. Der schlimme Mann (2022) (Musik: Reiner Schubert) *

                     2. Mondschattenbilder (2014) *

                     3. Selbstbetrug (Diese ewige Sucht nach dem Anderssein) (2022) *

 

2023                 1. Schatten auf Wände (2023) (interpretiert von Marie von Kuck) * 

                     2Scherben und Kreise (bis an den Rand) (2023) *  

                     3. Geheimnisse (Dein Kaffee, deine Croissants und Warum ich dich liebe) (2023) *  

 

2024                 1. Der Schrei (2023) ~ 

                     2. Scherben und Kreise (bis an den Rand) (2023) *   

                     3. Pastorale - Die Heilige Nacht der Stille (2023) *   

                                                 

 

Oktober 2021            1. Dieser seltsame Reiter (DER SOHN I) (2021) * 

November 2021           1. Mein Liebeslied für Dich (2021) (Musik: Reiner Schubert) *

Dezember 2021           1. Als wir uns trafen (Eine Nacht in La Paz) (2019) * 

Januar 2022             1. Die Poeten (2020) *

Februar 2022            1. Mein Liebeslied für Dich (2021) (Musik: Reiner Schubert) *

März 2022               1. Der schlimme Mann (2022) (Musik: Reiner Schubert) *

April 2022              1. Hey Jim (Sunset over Zanzibar) (2010) *

Mai 2022                1. Der schlimme Mann (2022) (Musik: Reiner Schubert) *

Juni 2022               1. Tajuras Lied (2022) *

Juli 2022               1. Selbstbetrug (Diese ewige Sucht nach dem Anderssein) (2022) *

August 2022             1. Selbstbetrug (Diese ewige Sucht nach dem Anderssein) (2022) *

September 2022          1Mondschattenbilder (2014) *

Oktober 2022            1. Ballade vom Wein in Aveiro (2017) *

November 2022           1. Ballade vom Wein in Aveiro (2017) *

Dezember 2022           1. Geheimnis vom Fliegen (2020) *  

Januar 2023             1. Im Turm der Dichter (2022) *  

Februar 2023            1. Im Turm der Dichter (2022) *  

März 2023               1. In meinen Straßen (Gegend namens Glück) (2006) * // Ja, so ist sie (1981) * // Mit der Zeit (2011) *

April 2023              1. Geheimnisse (Dein Kaffee, deine Croissants und warum ich dich liebe) (2023) * 

Mai 2023                1. Kurze Zeiten der Liebe (1981) * 

Juni 2023               1. Der Wikinger (2022) * 

Juli 2023               1. Ganz in deiner Nähe (Eine Frau unterwegs) (2022) (Nachdichtg.v."A solo un paso de aqui", C. Puebla) * 

August 2023             1. Sizilianische Wanderungen (2023) * 

September 2023          1. Schatten auf Wände (2023) (interpretiert von Marie von Kuck) *  

Oktober 2023            1. Verspielte Liebe (2004) *   

November 2023           1. Scherben und Kreise (bis an den Rand) (2023) *  

Dezember 2023           1. Scherben und Kreise (bis an den Rand) (2023) *  

Januar 2024             1. Pastorale - Die Heilige Nacht der Stille (2023) * 

Februar 2024            1. Nur ein Sammler (1983)

März 2024               1. Ja, so ist sie (1981) *  

April 2024              1. Dieser Mann der sieben Seelen (2024)

Mai 2024                1. Für mich war nur der Herbst bestimmt (2001)

Juni 2024               1. Nur ein Sammler (1983)

Juli 2024               1. Baluto (2015) *  

August 2024             1. Lebenssinn (2024)

September 2024          1. Verspielte Liebe (2004) *  

Oktober 2024            1. Scherben und Kreise (bis an den Rand) (2023) *   

November 2024           1. Scherben und Kreise (bis an den Rand) (2023) *

Dezember 2024           1. Der Schrei (2023) ~

Status: Audio-Texte nicht mehr auf dieser Seite, ~ ein Tschüß für alte Freunde.

Für mich war nur der Herbst bestimmt (Marie von Kuck interpretiert Dulon) 

Foto: Rhön (Dulon)

 

 

 

Farben (im Garten) 

Foto: auf Vendsyssel-Thy

 

Farben (im Garten) 

(inspiriert durch die Bilder von Reiner Schubert)

 

Zitronengelbe Blütenblätter

tropfen Farbe auf den Tau

Mir ist´s, als wär´ dies graue Wetter

auf einmal fast schon himmelblau

 

Rot-orange Chrysanthemen

klopfen an den Gartenzaun

als wollten sie nun Abschied nehmen...

An den Winter denk ich kaum

 

Auch Orchideen formen Schwingen

als ahmten sie die Vögel nach

die schon jetzt vor Fernweh singen

Ich weiß um ihre Farbenpracht

 

Sind dann die letzten Vögel abgeflogen

und alle Blumen vogelfrei

weil Winterwinde in den Wolken toben…

ist auch für mich das Jahr vorbei            

 

 

 

Abenddämmerung im Flusstal 

 

  Der Tag war verblendet

 

Ich gehe zum Schluss

über die Wiese zum Weiher

  Noch ist er kein Fluss !

 

  Dort steht dieser Kranich

oder ist es ein Reiher ?

der mich seitlich fixiert...

  vielleicht sieht er mich gar nicht?

 

  Er wird bald erblinden,

da - wo er die Formen verliert,

die wie Schatten verschwinden

 

  Der Tag ist beendet           

MARKTTAG, drei junge Mädchen auf dem Weg mit ihren Waren in Ada Foah (Ghana, West-Afrika) v. J.D.
MARKTTAG, drei junge Mädchen auf dem Weg mit ihren Waren in Ada Foah (Ghana, West-Afrika) v. J.D.

 

 

Ankündigung: November im April - ein neuer Audio-Text von Jacques Dulon, demnächst an dieser Stelle 

NETZE EINHOLEN, Ada-Foah, Ghana (West-Africa) - Jacques Dulon
NETZE EINHOLEN, Ada-Foah, Ghana (West-Africa) - Jacques Dulon

Humor ist, wenn ein Gleichstand gelingt 

Nachtisch (Lokalbesuch) 

 

Herr Kreis und Frau Linie fühlten den Hunger; er schmerzte schon sehr, ja geradzu enorm

Da betraten die Beiden ein Lokal und Herr K. fragte den Ober, was er wohl so habe?

“Na dann bringen Sie mir doch vom Menu diese großrunde Scheibe - so nach meiner Form

und zum Nachtisch“, ergänzte Herr K. „nehme ich die zartrote Farbe!”

 

“Und ich…?”, überlegte die strichlinige Dame und überdachte ihre Geometrie (sie dachte auch weiter)

“Und ich...?”, wiederholte sie schließlich und überlegte dabei länger als lange

- dabei berührte sie nervös und verlegen das kreisrunde Knie von ihrem Begleiter -,

“nehme... nur den Nachtisch, aber in Blau – und als Stange.”

Ein Dichter sprach… 

 

Ein Gedicht wird zum Gedicht

erst durch meine Seelen-Schwingung

Und nicht, wie viele meinen

durch schnöde: Reimzwang-Erzwingung

 

Und spürst du in meinen Texten nicht

meinen großen Seelendrang…?

Na - dann beug´ ich mich (natürlich)

dem kleinen Reimerzwingungs-Zwang             

Alter (Neuer Text)

 

Das Alter ist mir - heute Nacht - ganz heimlich in die Knochen

und dann auch weiter – also - bis in meine Seele tiefgekrochen

Dabei hatte mir - doch meine Fee – gleich am Anfang bei der Wiege

Ew´ge Jugend, Schönheit – und in der Tat

neben diesen tollen Sachen – auch sehr viel Geld noch zugesprochen

 

Gut…, dass mit der Schönheit - war offensichtlich eine Lüge

nur dass mich die Fee - auch beim Reichtum schnöd betrüge

und sich bei mir – mit den Jahren auch das Alter - über meine Jugend schiebe...

empfind´ ich - als einen hundsgemeinen Akt von Hoch-Verrat

Will sagen: Sie zeigt mir damit einen... ihrer charakterlich wohl schwächeren Züge

 

Darum hab ich mich - ganz spontan heut´ Morgen - auch erhoben

und mich gymnastisch schräg nach links verbogen

Jetzt fühle ich mich jungverfrischt - und g´radzu neu geboren

- wohl weil sich das Alter nicht verdrehen mag -

so ist es besoffen - aus meinen Knochen - wieder ausgezogen

 

Und sieht es mich - irgendwann - noch mal im Bette liegen

und will erneut – sich heimlich - in meine Knochen schieben

so hab ich mir - einen schönen Schwur geschworen!

Dass ich vielleicht auch einmal - jenes Wagnis wag

(aber pssst…): - Meine rechte Seite - bodenwärts - zu biegen

Leerstellen (Mensch-Technik-Glaube-Freizeit-Natur-Haus) - Dresden, Jacques Dulon
Leerstellen (Mensch-Technik-Glaube-Freizeit-Natur-Haus) - Dresden, Jacques Dulon

Wolkenreiter

Foto: Altiplano, Bolivien

 

 

Wolkenreiter

 

I

Kennst du jenen Mann, der dort drüben geht

Der jetzt stehen bleibt – und verlegen wird

Siehst du wie er sich zur Seite dreht

Als die Frau passiert – wie sich sein Blick verirrt

Kennst du jenen Mann? Kennst du jene Frau?

Nein du kennst sie nicht - oder nicht genau…

 

Sieh doch hin – das Bild berührt dich doch

Gib nur acht - es wird jetzt stärker noch

Wenn du erkennst, wie die Dinge steh´n

Und mit dir am Ende untergeh´n

 

Er war ihr Mann, sie war seine Frau

Siehst du nun, dass er sie auch erkennt

Er geht am Stock und auch sie ist grau

Und wenn er nun noch ihren Namen nennt

Als ob er nur mit sich selber spricht

Dann schaut sie auf, doch sie hört ihn nicht

 

Sieh doch hin – das Bild berührt dich doch

Gib nur acht - es wird jetzt stärker noch

Wenn du erkennst wie die Dinge steh´n

Und mit dir am Ende untergeh´n

 

Sie war´n ein Paar, als ich zur Schule ging

Kuss um Kuss – so groß ihr Glück

Ich sah wie sie an seiner Schulter hing

Ihr Blick zu ihm und von ihm zurück

Ich war zu jung und sie sah mich nie

Sie liebte ihn und ich liebte sie

(Musik)

 

II

Dann kam meine Zeit und die Welt war groß

Und weil ich sie - dicht vor mir fand, fuhr ich los

Von Rotterdam nach Sansibar

Durch all die Steppen, Wüsten - Afrika

Von Capetown bis nach Brasilien weiter

Ich wurd´ ein namenloser Wolkenreiter

 

Sieh doch hin – das Bild berührt dich doch

Gib nur acht - es wird jetzt stärker noch

Wenn du erkennst, dass deine Flucht gelang

In den permanenten Untergang

 

Hab den Amazonas oft durchquert

Blieb all die Zeiten mehr oder minder unversehrt

Die Anden hoch zum ewgen Schnee

Ich fühlte nichts und nichts tat mehr weh

Trieb ich immer, immer weiter mit dem Wind

Weil für Wolkenreiter - alle Wege ohne Richtung sind

 

Sieh doch hin – das Bild berührt dich doch

Gib nur acht - es wird jetzt stärker noch

Wenn du erkennst, dass deine Flucht gelang

In den permanenten Untergang

(Musik)

 

III

Auch wenn ich keine Sehnsucht spür - in meinem Herzen

Trieb mich der Wind zurück - noch einmal als ein Clown

Zum Schultor hin, wo die vielen kleinen Kinder scherzen

Über zwei alte Männer, die sich nicht mehr trauen

Nur noch still und heimlich ihre Köpfe dreh´n

Zu dieser grauen Frau im Vorübergehen

FENSTER IM FENSTER, Lübeck (Jacques Dulon)
FENSTER IM FENSTER, Lübeck (Jacques Dulon)

Tschüß und Danke für den Besuch... 

bis zum nächsten Mal vielleicht auch in eurem Theater...?

Dulon liest Dulon, Klütz (=Foto: Andrea Knust)
Dulon liest Dulon, Klütz (=Foto: Andrea Knust)

 

aus: 1000 Texte,  1978-2024 (Band I - VII)

(alle bisher auf dieser Seite veröffentlichten Dulon-Texte)

 

(geschrieben / Titel eines Jahres in alphabetischer Folge / 1000 Texte, Band-Nr. / Status: siehe unten) 

1978   Manchmal für immer    Bd III *

 

1980  Der Straße nach  Bd II *   

 

1981    Ja, so ist sie    Bd III *

           Kurze Zeiten der Liebe    Bd III *

 

1982   Jeder Bergkamm...  Bd VII *

 

1983   Nur ein Sammler    Bd III

 

1985   Der Weg meiner Liebe    Bd III *

         Ein Mann gibt Auskunft    Bd III *

 

1986   Einstein oder Seit geraumer Zeit    Bd III + II   

           silberne Sonnen   Bd III   

 

1987   falscher Anfang   Bd II *

 

1988   Der ungewöhnliche Lebenslauf des Werner M.   Bd VII * 

           Lohn des Löhners    Bd VII *

 

1989   Sonntagsruhe in Bergen Belsen  Bd II    

 

1990   Drei Fremde  Bd VII     

      

1991    Fragment in Blau    Bd II *

           Hieße ein Kreis…    Bd II *

 

1992   Erkennen   Bd III *

           Fremdes Mein   Bd II *

           Kein Brief    Bd II *

 

1993   Ein gelungener Zaubertrick    Bd VII *      

          auf weißen Wänden    Bd II  *

 

1994  Der Traum von Señor Martinez   Bd VII * 

 

1995   All dies geschieht    Bd II *

           ... einem anderen Ziel entgegen   Bd VII *

          In Ronda (nach Rilke)    Bd VI + II *  

 

1996   Gesicht vor Spiegel   Bd VII *    

 

1997   Unerhörter Weggang   Bd II *

 

1998   Nachts im Café  Bd VII *      

 

1999   Der anarchistische Dichterfürst   Bd III *

 

2001  Der Ausflug   Bd VII *  

           Für mich war nur der Herbst bestimmt   Bd III

           Sansibar    Bd III  

 

2002 Jacob von nebenan (oder Die UFOs zum Mars)  Bd III *

          November im April   Bd III + 

 

2003  Die sich auflösende Welt des Dr. K.  Bd VII *

 

2004 Herzgewalten   Bd II *

           Kollegin    Bd II *     

           Verspielte Liebe    Bd III * 

 

2005 Auf der Baustelle   Bd II  *

          Das Albino-Reh   Bd II *

          Eine Freundin   Bd II *

          Linda    Bd III *

          M-Trick    Bd II *

 

2006 In meinen Straßen (Gegend namens Glück)   Bd IV *

          Mehr haben wir nicht (Rue de Madeleine 90)   Bd IV *

          weitsichtig   Bd II * 

 

2007 Spitzfund (und Ideenklau) Bd II *     

 

2008 Farben (eine Oktalogie in Fragmenten)   Bd IV *

           Souls to carry   Bd IV *

  

2009 Im Schatten junger Frauenblüte  Bd IV *

          Twenty-first Century Soldier  Bd IV *

          unsigniert (Gedicht über Frieden)  Bd VI  

 

2010 Hey Jim (Sunset over Zanzibar)   Bd IV *

 

2011  Mit der Zeit   Bd IV *

          Wolkenreiter   Bd IV     

 

2012 Mord am Morgen   Bd VI *

         Vollmond oder Eine alte Liebe   Bd V *

 

2013  kraftloser Mann  Bd IV  

 

2014 Mondschattenbilder  Bd VI + II *

          Next to Arica (I can see your face from here)   Bd IV*

 

2015  Baluto  Bd IV *

          Helgas Herzen VI + II*   

 

2016  Farewell in Blue (Next to Pilat)  Bd IV *

          Leaving the Table  Bd IV *

          Melancholien  Bd IV *  

          Vogelzüge im Norden  Bd VI * 

 

2017  Ballade vom Wein in Aveiro  Bd I *

          Der Elch II  Bd I *

          Gedicht ohne Ziel  Bd I *

 

2018 Delante del Sol   Bd IV + I *  

         Die Nacht vor dem Frühling (DER WANDERER II)  Bd I *

         Jetzt  Bd I *

         Snow in the Mountains  Bd IV *

 

2019 Als wir uns trafen (Eine Nacht in La Paz)  Bd I *

         Der Fremde (Wie er war als er ging)  Bd I *

         Ein Zimmer und zugleich eine Wüste  Bd IV + I *

         Welches Wort  Bd I *

 

2020 Dichten erlernen  Bd I *

          Die Poeten  Bd IV + I *

          Geheimnis vom Fliegen  Bd I * 

          Holunder  Bd I *

          Kann man das Dichten üben?  Bd I  *

          Was wird bleiben (von meiner Dichtung)  Bd I  * 

  

2021  Brücken (Zwischen den Seelen) Bd I *

          Die Klobrille  Bd I 

          Dieser seltsame Reiter (DER SOHN I) Bd I  *    

          Fluchthelfer  Bd  I *

          Halt ein  Bd  V + I  *

          Kronos (Die Zeit der Ruinen)  Bd I *

          Mein Liebeslied für dich  Bd I *

          Schmutz an den Schuhen regennasser Straßen (DER SOHN II)  Bd  I *    

          Tsunami  Bd  I *

  

2022 24.02.22  Bd I *

         Asche wie Schnee  Bd I *

          Auf den Adel kommt es an (Ein Gartenzwerg-Epos)  Bd I *

          Bekenntnisse   Bd I *

          Brücken ohne Ufer  Bd I *

          Countdown (ins Beschränkte)  Bd I *

          Das Wüstentier (DER SOHN V)  Bd I *     

          Dein Nicht-Nein  Bd I * 

          Der Inn (Fluss-Gedichte:)  Bd I *

          Der schlimme Mann  Bd I *

         Der Sohn (Brücken ohne Ufer) (DER SOHN III)  Bd I *     

          Der Wikinger Bd V + I *     

          Ganz in deiner Nähe (Ein Frau unterwegs) (Eine Nachdichtung von "A solo un paso de aqui" von Cecilia Puebla)  Bd V + VI *

          Götterdämmerung  Bd I *

          Im Turm der Dichter  Bd I *

          Laotses Befragung  Bd I *

          Letzte Nacht vor meiner Kneipe (Ein psychopathologischer Alptraum über den Sommer 21)  Bd I *

          Mathematische Wunder oder Die Zeitgleichung  Bd I *

          Messer  Bd I *

          Mögliche Kapitulationen  Bd I *

          Selbstbetrug (Diese ewige Sucht nach dem Anderssein)  Bd I *

          Sinn als Zweck (oder: Ein kleine Exkursion)  Bd I *

          Tajuras Lied  Bd V + I *

          Unfertiges oder Eine Verbeugung vor Ringelnatz  Bd I *

          Warum Wunden nicht heilen  Bd I *

          Was zu tun ist  Bd I *

          Wir (als Verneinung)  Bd I *

          Wir (in der Vergangenheitsform)  Bd I *

          Wo dein Sternbild mir leuchtet (DER SOHN IV)  Bd I *    

          Zum Wohle des Kindes  Bd I *

          Zwei Panzer (vor Kiew)  Bd I *

 

2023 Als sie... (Zeitratten)  Bd I *

          An das Leben  Bd I *

          Aristoteles´ Schüler  Bd I     

          Bauchgefühle unterm Honigmond (Die Zeit der Schmetterlinge)  Bd V + I *

          Bei mäßiger Zielsicht   Bd I *

          Bekenntnisse eines Dichters  Bd I *  

          Brandgeruch  Bd I * 

          Der Krieg verharrt in der Todeszone  Bd I *

          Der Schrei  Bd I ~  

          Die drei Gesichter (Wachsen, Blühen und Verwelken oder: Ein Lebenslauf)  Bd I *

          Die Zerbrechlichkeit der Zeit   Bd I* 

          Ein Jahr   Bd I*

          Es ist ja kein Mord (von Häutungen und Verschalungen)   Bd I *  

          Farben von: Ferne  (FARBEN)  Bd I ~     

          farblos und blind  Bd I *

          Geheimnisse (Dein Kaffee, deine Croissants und warum ich dich liebe)   Bd I* 

          Gesichter eines Dichters  Bd I 

          Gott in Göttingen  BdVII *   

          Horen - Die beiden Reiterinnen  Bd I *  

          John, Hello I´m in there (Pflastertreter-Ballade)   Bd V + I*

          Kleiderwechsel als Modenschau (Ein deutscher Lebenslauf)   Bd I *              

          Krähengesang   Bd V +  I* 

          Küchengespräche   Bd I

          Les enfants oubliés Bd V + I *

          Lob der Müßiggangs (Hände im Schoß)  Bd I *

          Lustige Leichen   Bd I *

          Mein sprachloses Nein   Bd I *

          Metamorphosen vom NEIN   Bd I * 

          Mit dem Neuen Jahr (Eine Silvester-Selbst-Ansprache  Bd I *  

          Ortega oder Palabras urgentes para Nicaragua   Bd I  *

          Pastorale - Die Heilige Nacht der Stille   Bd I *    

          Schatten auf Wände   Bd I *

          Scherben und Kreise (bis an den Rand)   Bd V + I  *    

          Sizilianische Wanderungen   Bd I * 

          Skylla und Charybdis (Gedanken über einen Abgesang auf die Demokratie)   Bd I  *          

          So oder so   Bd I *

          Sonnet about a Poet   Bd I 

          Stille Geschenke   Bd I *   

          Stimmen der Frauen vor Troja    Bd I *

          Südwärts - mit dem Norden in mir   Bd V + I *           

          Trump (or How to finsh Democracy)    Bd I *

          unpassende Fragen Bd I *       

          Versuche über Carlos Gardel  Bd I *

          Vorfreude  Bd I *

          Warum ich intellektuell bin   Bd I  *   

          (zwei Regen)  Bd I * 

 

2024  19-84 Bd I *

           Abenddämmerung im Flusstal   Bd VI

           Alles (von Kaffka & Dulon) Bd VI   #  

           Alles bezahlt Bd VI * 

           Alter  Bd VI   #

           Am See  Bd VI   #

           Auf dem Rücken des Kaimans (Machiguengas - Menschen, die gehen) Bd VI             

           Banksy   Bd I 

           Das ganze Theater   Bd I *

           Der Abdruck  Bd VI * 

           Der ewige Roman (Der Eine #2)   Bd I *

           Die Eiche   Bd I *

           Die Schöne am Fenster Bd VI *

           Die Vergessene  Bd VI  #      

           Die Vergessenen    Bd V + I  

           Dieser Mann der sieben Seelen   Bd I

           Drei Bilder (I. In meinem Zimmer, II. Sicherlastig, III. Herakles)  Bd VI *       

           Drei Frauen (fliehende Erinnerungen)   Bd I 

           Ein Dichter sprach...    Bd VI

           Ein Epitaph  Bd VI *    

           Erinnerungsspuren (Gehen #2)   Bd VI

           Farben (im Garten) Bd VI     

          Frühling  Bd I  +   

           Gehen   Bd V + VI      

           Geheimnis des Alterns   Bd I *

           Geister-Gängerin (und der Trucker)  Bd VI 

           gelogen?  Bd VI

           Ich (Autobiografisches im Barock-Stil)  Bd VI  #     

           Im Namen der Schönheit (durch das Gewühl der Jahrzehnte)   Bd I *       

         Kassandra, reloaded   Bd I *  

           kein Gesicht   Bd I *

           konsequenter Dichter   Bd I *

           Lebenssinn Bd VI    

           like Elvis (for being eternal)  Bd I  *

           Nachtisch (Lokalbesuch)  Bd VI          

           Odyssee (The Returning of H.P.)  Bd I * 

           Reimzwang-Erzwingung Bd VI *

           Relativierung des Alltags  Bd VI *  

           Schnitter und Schneider  Bd I *

           So wie ich heiß´?  Bd VI #

           Start und Ziele (auf einem Bumerang)  Bd I *

           Tu y Yo (Individualismo y Soledad)  Bd I *

           Über das wahre Glück (und dessen Beschneidung)  Bd VI  

           Unter Wölfen  Bd I *            

           Verdächtige Zeiten (Blumen der Bösen)  Bd I  

           vielleicht Homer  Bd I  +

           Wer bist du?   Bd VI  #  

 

          (Status: + in Planung und angekündigt,  # neu, ~ ein Tschüß für alte Freunde, * nicht mehr auf dieser Seite)

BIBLIOGRAPHIE: 30 Text-Bild-Bände & 1000 Texte von JACQUES DULON  

 

1000 TEXTE mit vielen Lichtbildern (erhältlich als elektronische pdf-Formate über eMail

Tausend Texte, Bd. I (2017-2024): farblos und blind (222 Gedichte, 92 Bilder, 390 Seiten, e-pdf:30€) (NEU) 

Tausend Texte, Bd. II (1978-2007): All dies geschieht (165 Gedichte, 14 Bilder 191 Seiten e-pdf:25€) (NEU)  

Tausend Texte, Bd. III (1978-2006): Jahresringe 1 (210 Chanson-Texte, 1 Bild, 341 Seiten, e-pdf:25€) (NEU) 

Tausend Texte, Bd. IV (2006-2020): Jahresringe 2 (210 Chanson-Texte, 1 Bild, 358 Seiten, e-pdf:25€) (NEU) 

Tausend Texte, Bd. V (2020-heute*): Jahresringe 3 (44 Chanson-Texte, 1 Bild, 73 Seiten, e-pdf:15€) (NEU)  

Tausend Texte, Bd. VI (1995-heute*): Das Trockengewicht der Cumulus-Wolken (88 Gedichte, 11 Bilder, 119 S., e-pdf: 20€) (NEU) 

Tausend Texte, Bd. VII (1982-heute*): Haltepunkte (in Arbeit, Prosa) ab dem 01.03.2025 

Tausend Texte, Bd. VIII (1985-2010): Fluchtpunkte (in Planung, Prosa) 2026

Tausend Texte, Bd. IX (XXXX-XXXX): Schnittpunkte (in Planung) 2027

* sich ständig erweiternde Arbeitsfassungen, Kontakt: scheffler.holger@gmail.com

 

 

SONDERBÄNDE mit Lichtbildern (als elektronische pdf-Formate über eMail) 

fett und blau: Texte befinden sich auf dieser Seite, fett und kursiv: Texte befanden sich auf dieser Seite. Kontakt: scheffler.holger@gmail.com

 

1. Der Sohn (2021-2022) (5 Gedichte, 1 Bild, 9 Seiten, e-pdf:10€) (NEU) 

Inhalt: Dieser seltsame ReiterSchmutz an den Schuhen regennasser Straßen / Der Sohn (Brücken ohne Ufer) / Wo dein Sternbild mir leuchtet / Das Wüstentier.

 

2. Der Wanderer (2017-2023) (4 Gedichte, 1 Bild, 5 Seiten, e-pdf:10€) (NEU)  

Inhalt: Gewitter / Die Nacht vor dem Frühling / Klang der Wälder - schneestill / Zwei Adler.

 

3. Liebe und Splitter (1981-2023) (6 Gedichte, 1 Bild, 7 Seiten, e-pdf:10€) (NEU)

Inhalt: Kurze Zeiten der Liebe / Mondschattenbilder / Mein Liebeslied für dich (zu deinem 50. Geburtstag) / Geheimnisse (Dein Kaffee, deine Croissants und warum ich dich liebe) / Schatten auf Wände / Scherben und Kreise (bis an den Rand).

 

4. Gehen (2022-2024) (6 Gedichte, 1 Bild, 15 Seiten, e-pdf:10€) (NEU)

Inhalt: Gehen / Laotses Befragung / Sizilianische Wanderung / Auf dem Rücken des Kaimans (Machiguengas - Menschen, die gehen) / Geister-Gängerin (und der Trucker) / Erinnerungsspuren (Gehen #2).

 

5. Die Zirkelgerade (2004-2024) (12 Gedichte, 1 Bild, 21 Seiten, e-pdf:10€) (NEU)

Inhalt: Dichterlesung (nicht jugendfrei - wirklich!) / Der Vollmond (oder: Eine alte Liebe) / Ballade vom Wein in Aveiro / Die Klobrille / Letzte Nacht vor meiner Kneipe / Auf den Adel kommt es an (Ein Gartenzwerg-Epos) / Mögliche Kapitulationen / Bruder Bernd, Schwester Hilde und der ganze Rest der feinen Familie / Dicht am Stamm und Aug´ in Aug´ / 19-84 / Als ich beinahe König von England wurde / Mein Kochbuch (Eine Predigt).

 

6. Farben (2023-2024) (7 Gedichte, 1 Bild, 8 Seiten, e-pdf:10€) (NEU)

Inhalt: Farblos und blind / Farben von: Ferne / Vielleicht Homer / Frühling / Schnitter und Schneider / Augblick-Lichterland / Farben (im Garten)

 

7. Der Eine, der Engel und ich (2019-2024) (7 Gedichte, 1 Bild, 9 Seiten, e-pdf:10€) (NEU)

Inhalt: Der Fremde (wie er war, als er ging) / Der Schrei / Kein Gesicht / Das ganze Theater (Der Eine) / Der Ewige Roman (Der Eine #2) / Alles bezahltDie Schöne am Fenster.

  

8. Geschichten von Herrn K. (2024) (4 Gedichte, 1 Bild, 5 Seiten, e-pdf:10€) (NEU) 

Inhalt: Nachtisch (Lokalbesuch) / Schlecht beschraubt (Belehrung unter Männern) / Das Rad (der Reserve) / ...in Sprechblasen.

 

9. Weltengänger (2001-2019) (5 Gedichte, 1 Bild, 9 Seiten (e-pdf:10€) (NEU)  

Inhalt: Sansibar / Wolkenreiter / Als wir uns trafen (Eine Nacht in La Paz) / Next to Arica (I can see your face from here) / Verspielte Liebe

Kontakt: scheffler.holger@gmail.com.

 

 

Werkschau-Serie (Nr.39-47) mit vielen Licht-Bildern (erhältlich als elektronische pdf-Formate über eMail)

2016 - sämtliche Gedichte, Nr.39 (in Planung für April 2025)  

2017 - sämtliche Gedichte, Nr.40 (15 Gedichte, 13 Bilder, 32 Seiten, e-pdf:10€) (NEU)

2018 - sämtliche Gedichte, Nr.41 (24 Gedichte, 13 Bilder, 42 Seiten, e-pdf:15€) (NEU)  

2019 - sämtliche Gedichte, Nr.42 (13 Gedichte, 13 Bilder, 31 Seiten, e-pdf:10€) (NEU) 

2020 - sämtliche Gedichte, Nr.43 (31 Gedichte, 13 Bilder, 50 Seiten, e-pdf:15€) (NEU)  

2021 - sämtliche Gedichte, Nr.44 (25 Gedichte, 13 Bilder, 53 Seiten, e-pdf:15€) (NEU)  

2022 - sämtliche Gedichte, Nr.45 (51 Gedichte, 13 Bilder, 77 Seiten, e-pdf:20€) (NEU) 

2023 - sämtliche Gedichte, Nr.46 (65 Gedichte, 13 Bilder, 93 Seiten, e-pdf:20€) (NEU)

2024 - sämtliche Gedichte, Nr.47 (z.Z. 90 Gedichte, 13 Bilder, 114 Seiten, e-pdf:20€) (in Arbeit) ab dem 05.01.2025

Kontakt: scheffler.holger@gmail.com

 

Bilder-Buch-Serie (ohne Gedichte/Prosa) (erhältlich als elektronische pdf-Formate über eMail) 

ohne Worte, Nr.1 - (0 Gedichte, 43 Bilder, 23 Seiten, e-pdf:15€) (NEU)

ohne Worte, Nr.2 - (0 Gedichte, 41 Bilder, 23 Seiten, e-pdf:15€) (NEU)

ohne Worte, Nr.3 - (0 Gedichte, 40 Bilder, 23 Seiten, e-pdf:15€) (NEU) 

ohne Worte, Nr.4 - (0 Gedichte, 40 Bilder, 20 Seiten, e-pdf:15€) (NEU)

ohne Worte, Nr.5 - (0 Gedichte, 44 Bilder, 24 Seiten, e-pdf:15€) (NEU) 

ohne Worte, Nr.6 - (0 Gedichte, 43 Bilder, 23 Seiten, e-pdf:15€) (NEU) 

ohne Worte, Nr.7 - (ab dem 15.02.2025)

Kontakt: scheffler.holger@gmail.com

 

Essays und Vorträge (erhältlich als elektronische pdf-Formate über eMail)

Höhenluft - Zauberberge in den Naturen und Literaturen - Der Essay ** (64 Seiten, 29 Bilder, e-pdf:20€) (NEU)  

Höhenluft - Zauberberge in den Naturen und Literaturen - Vortragsmanuskript ** (24 Seiten, e-pdf:10€) (NEU) 

Ringelnatz - Humor, eine todernste Angelegenheit - Vortragsmanuskript (in Planung für 2025) 

Der Harz - Geschichten aus einem norddeutschen Gebirge und andere Paradoxien (in Planung für 2025)

Frank Kafka - Scheitern als Weltliteratur (in Planung für 2026)

Kontakt: scheffler.holger@gmail.com, ** unlektorierte Rohfassung

 

Längere Erzählungen (erhältlich als elektronische pdf-Formate über eMail) 

Flusskind (in Planung für 2025) 

Serugs Tränen (in Planung für 2026) 

Kontakt: scheffler.holger@gmail.com

 

Einzelne Texte aus 1000 TEXTE** (erhältlich als elektronische pdf-Formate über eMail) 

Jeder Wunsch-Text mit einem Bild (als e-pdf:1€) (NEU)

Kontakt: scheffler.holger@gmail.com, ** Liste kann auf Wunsch über email zugeschickt werden.

WEGE, Spreewald  =Foto: Marie von Kuck
WEGE, Spreewald =Foto: Marie von Kuck

 

Werkstatt-Report (Neues von Dulon)

-immer die 10 aktuellsten Texte, direkt aus seinem lyrischen Labor-

 

= November 2024 =

...

8.  Alles (mit Susanne Kaffka) Bd VI 

 

= Dezember 2024 =

1.  Früher kann immer sein  Bd V *

2.  OO  Bd VI *

3.  Am See  Bd VI

4.  Die Vergessene  Bd VI

5 . E.F. (eine Skizze)  Bd VI *

6.  E.F. (Nachtrag)  Bd VI *

7.  In dieser Zeit (Anarcho Reloaded)  Bd V *

8.  Ich (Autobiografisches im Barock-Stil)  Bd VI 

9.  Alter  Bd VI 

(Status: fett: auf dieser Seite, * nicht auf dieser Seite)

Höhenluft - Misti, Peru =Foto: STEPHAN PETERS
Höhenluft - Misti, Peru =Foto: STEPHAN PETERS

 

 

Projekte in Planung

für 2025

Graphic-Design & Photo: Jacques Dulon
Graphic-Design & Photo: Jacques Dulon

für 2025 / 2026

Graphic-Design: Jacques Dulon, =Foto: Stephan Peters
Graphic-Design: Jacques Dulon, =Foto: Stephan Peters

Der HIDDEN TRACK im WEB-Versteck 

An dieser Stelle erscheint im Jahr 2024 jeden Monat für ca.30 Tage eine neue Erzählung von Dulon. 

2024 Januar - ...einem anderen Ziel entgegen (1995)*, Bd VII  

2024 Februar - Gott in Göttingen (2023)*, Bd VII

2024 März - Die sich auflösende Welt des Dr. K. (2003)*, Bd VII  

2024 April - Lohn des Löhners (1988)*, Bd VII  

2024 Mai - Gesicht vor Spiegel (1996)*, Bd VII  

2024 Juni - Ein gelungener Zaubertrick (1993)*, Bd VII  

2024 Juli - Der ungewöhnliche Lebenslauf des Werner M. (1988)*, Bd VII  

2024 August - Der Traum von Señor Martines (1994)*, Bd VII

2024 September - Der Ausflug (2001)*, Bd VII

2024 Oktober - Jeder Bergkamm (1982)*, Bd VII

2024 November - Nachts im Café (1998)*, Bd VII

2024 Dezember - Drei Fremde (1990), Bd VII

(ENDE des PROSA-PROJEKTES) 

(Status: * nicht mehr auf dieser Seite)

 

 

Drei Fremde  (Neuer Text)

 

I

Sie setzten sich nicht zu dem Jungen. Sie blieben stehen. Der Eine, auf seinen Stock gestützt, hatte das Aussehen eines Ringers, eines dunkelhäutigen Kämpfers. „Denk' an die Ewigkeit und geh, wenn du dein Ziel erreichen willst“.

Der Zweite trug einen sandgrauen Mantel über dem nackten Oberkörper. Die Umrisse einer Weinflasche zeichneten sich deutlich auf seiner Manteltasche ab. „Drei Leben benötigte ich; ich war schnell“.

Der Dritte, ein asketisches Leben schien hinter ihm zu liegen, lachte nur leise, und als er dem Jungen schon im Gehen den Rücken zuwandte, flüsterte er noch, aber mehr zu sich selbst: „Abschiednehmen, so oft du kannst; - doch das wird nicht reichen. Nein, es wird nicht reichen ...“

Der Junge hatte die Augen geschlossen. Er hörte die sich entfernenden Schritte der drei Fremden auf dem steinigen Untergrund der Bahngleise, er hörte den Stock des Schwächsten, der den Takt der Füße zu untermalen wusste, und er sah, als er die Lider hob, drei Gleisarbeiter in großer Entfernung ihre Arbeit verrichten, immer die Stadt hinter sich wissend, aus der kein Zug mehr kommen konnte.

Der Junge dachte an seine Angel und musste erkennen, dass sein Bächlein im Wald keinen Fisch mehr zeigen wollte.

- Menschenfischer sollst du werden, in der Stadt, die keine Mauern hat. (Sie waren niedergebrannt).

- Wer wird hinter den Trümmern der Schutzlosen den Fischern glauben, dass ihre Netze fischfrei waren?

- Wir brauchen keine neuen Mauern. Die Stadt ist schwer erreichbar. Wir brauchen Gleisarbeiter, doch wer kennt den Weg?

Wie alt waren die Worte der drei Fremden? Der Junge drehte sich noch einmal in die Richtung der Arbeiter, die jetzt schon durch jedes Blattwerk zu passen schienen.

'Sie werden bald zu Hause sein', dachte der Junge und trug seine Angel fort.

 

II

„Ich bin Vorstandsvorsitzender einer Gesellschaft, die sich mit Investitionen auf dem Kapitalmarkt auseinander zusetzen hat. Welche Veranlassung haben Sie, mich hier in der Chefetage unseres Konzernhochhauses aufzusuchen?“ Bei dieser Frage blieb dem Ledersessel hinter dem viel zu großen Schreibtisch ein beständiges Wippen von Füßen an Beinen nicht erspart, die der Gutgekleidete, ohne es zu bemerken, ausführte.

„Mein Herr, ich muss ihnen leider gleich zu Anfang unseres Gespräches das Geständnis unterbreiten, dass mir ihre Worte nichts sagen.“ Die schlaksige Gestalt, mit dem für diese Etage etwas zu derben Mantel, lehnte sich an den Türrahmen. „Aber auch ich möchte der Höflichkeit genügen und mich einer Vorstellung nicht verweigern. Ich komme, nehmen wir einmal an, aus Sezuan und meine beiden Freunde haben es vorgezogen, die Zeit meines Besuches unten in der 58sten Straße in einem Café zu verbringen. Aus Gründen, die ich ihnen jedoch ruhig verschweigen kann, habe ich mir vorgenommen, meinen Besuch nicht unnötig auszudehnen.“

Der Fremde hatte sich vom Türrahmen gelöst, das Zimmer durchquert und ließ seinen Blick fast traumverloren aus dem Fenster über die halbverfallene Stadt gleiten. Mit der linken Hand zog er eine Plastikrose aus einer Vase, in der abgestandenes Wasser von einem Missverständnis zeugte. Er lächelte ein wenig, drehte sich plötzlich zu dem Vorsitzenden um und sagte sanft und leise: „Sie sind entlassen! - Lieben Sie ihre Frau? - Sind Sie gläubig?“

Der Vorsitzende war jetzt ein Stehender und dem Sessel blieb das permanente Wippen für Augenblicke erspart. Ein völlig konfuser Redeschwall, der die Worte 'raus', 'wie bitte', 'verrückt', 'was erlauben Sie sich' und 'wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben' enthielt, wurde mit dem Hinweis des Mantelträgers unterbrochen: „Das sind keine Antworten auf meine Fragen“.

Der Entlassene stockte, schaute irritiert dem Besucher nach, der das Zimmer verlassen wollte, und er war selber erstaunt über die Stille, die einem Wutausbruch folgen konnte. „Als ein Vorsitzender auf Abruf bleiben Sie aber noch in diesem Büro – vorläufig.“

„Halt warten Sie. Herr ... aus Sezuan! Wie viel Zeit habe ich noch als ...? Wie heißt denn der Neue?“ Die Fragen wurden durch eine entfernte Explosion unterbrochen. Beide Herren schauten aus dem Fenster. „Die alten Wohnviertel werden gesprengt. Unser Konzern will neuen Wohnraum schaffen“

„Die Mauern...“, erinnerte sich der Besucher, ohne diesen Gedanken weiter zu verfolgen. „...werden natürlich niedergerissen. Es entstehen neue, großräumige Wohneinheiten“, wiederholte mechanisch der Besuchte.

„Nein! Vergessen Sie nicht, Sie sind entlassen. Es werden keine Häuser mehr gebaut, die Sie zu verantworten haben. .... Vielleicht werden wir breite Straßen brauchen.“

 

Im Fahrstuhl, auf dem Weg in ein Straßencafé zog ein Fahrgast seine Weinflasche, aus dem Mantel und trank einen kräftigen Schluck.

Menschenauflauf in der 58sten Straße.

 

„Er ist gesprungen“, sagte eine ringerähnliche Gestalt zu einem Asketen. „Ja, er ist gesprungen“, wiederholte der Zweite. „Wir hätten ihn besser kennen sollen.“ „Wir kannten ihn gut“, widersprach der Ringer.

Keine schwarzen Vögel waren am Himmel zu sehen. Der Himmel war selber schwarz an diesem Morgen. Eine Frau kreischte: „Von dort oben, aus der Chefetage!“. „Wahrscheinlich ein Unfall“, rief eine zweite Frauenstimme. „Oder ein Mord“, vermutete ein Kind.

„Nein!“ sagte ein Fremder, der sich durch den Menschenkreis gezwängt hatte. „Er liebte seine Frau nicht, sein Glaube war ohne Vertrauen, deshalb der Alkohol.“ Der Fremde steckte seine Weinflasche zurück in die Manteltasche. Er verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung von dem Fensterspringer und verschwand für immer aus der Stadt.

 

III

„Wir werden seinen Tod bekannt geben müssen, er hatte Familie“, sagte der Ringer „Ich werde sie suchen“, erwiderte der Asket und trennte sich von seinem Begleiter. Er lief die 58ste entlang, vorbei an den Restaurants und Cafés dieser Straße.

 

„Warum erzähle ich ihnen meine Geschichte?“, wunderte sich die Frau. Ihr schwarzer Mantel war von der Lehne gerutscht und der hagere Mann bückte sich nach dem Kleidungsstück. „Nein, lassen Sie nur den Staub .... Es ist der Staub dieser Stadt, und er verband mich all die Jahre mit meinem Geliebten. Viele Mauern habe ich fallen hören.“

„Er ist tot! Sie müssen ihn vergessen“, antwortete der schmächtige Mann. „Sie haben keine andere Wahl“

„Oh ja, vergessen!“ wiederholte die junge Frau und der schmächtige Mann glaubte nun den Staub auf ihrem Gesicht entdecken zu können. „Meine Schwestern sind jeden Morgen in die Kirche gefahren, und jeden Morgen hörte ich den Satz: >Du musst ihn vergessen!< Dabei konnten auch sie seine Gegenwart nicht leugnen. Das Brechen der einstürzenden Mauern war für mich eine Botschaft. Meine Schwestern bestanden jedoch weiter auf den Glockenklang bei ihrem Bet-Besuch. Ich wusste um die Unmöglichkeit des Auseinanderbrechens gefalteter Hände; sie dagegen erkannten meinen Bet-Gang nicht an, weil er viele Straßenbahnstationen weiter zu seinem Bürohochhaus führte.“

„Sie haben ihn jeden Morgen hier aufgesucht ?“ Der schmale Mann schüttelte ungläubig den Kopf. „Jeden Morgen saß ich hier in diesem Café, sah wie sein Wagen langsam in die 58ste einbog und vor seinem Hochhaus schließlich zum Halten kam. Er benötigte nicht mehr als fünf Sekunden, um für den Tag und mich unsichtbar in seinem Turm zu verschwinden. Doch diese fünf Sekunden waren das Gebet meiner Liebe ... Sind Sie ein Pastor? Sie sehen irgendwie so ...“

Der Mann antwortete nicht auf ihre Frage. Er schien verstört. „Ihr Geliebter hat nie erfahren, dass Sie hier in diesem Café jeden Morgen auf ihn warteten?“ „Oh nein, das wäre schlimm gewesen. Er hätte mich dafür gehasst. Und dieses Warten war ja das Gebet meiner Liebe, (und) da hätte mich sein Hass zerstört. Verstehen Sie das?“

Der Mann schüttelte ein wenig den Kopf, dann wurde er verlegen und schaute aus dem Fenster. Die Menschengruppe hatte sich zerstreut, und er wusste auf einmal, dass er das Beten nicht gelernt hatte.

„Ich komme aus Sezuan“, begann der Fremde erneut das Gespräch, „und es ist richtig, ich habe viele Jahre in eine Kloster gelebt. Wir lernten dort die Mysterien der Welt zu verstehen, und in der Askese haben wir uns sogar dem Atmen versagt ..., aber ich weiß nichts von ihren fünf Sekunden!“

Die Frau schaute ihn zweifelnd von der Seite an. Sein Blick war jetzt starr aus dem Fenster gerichtet.

„Ist es nicht seltsam? Obwohl Sie nicht aus dieser Stadt kommen, habe ich das Gefühl Sie zu kennen.“ Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort, „Mein Geliebter ist tot, mein Gebet ist zu Ende. Morgen werde ich nicht mehr hier sein.“

„Darf ich Ihnen noch eine letzte Frage stellen?“ Der Mann schaute der Frau wieder in die Augen. „Warum hat er Sie verlassen?“ In seiner Frage klang eine Trauer, die sich die Frau nicht erklären konnte.

„Er fing an, sich zu hassen. Das können Sie so nicht verstehen. Sie müssen dazu wissen, ich war nicht seine einzige Liebe und sicher auch nicht die einzige, die ein Kind von ihm bekam ...“

Der schmächtige Mann war bei den letzten Worten der Frau von seinem Stuhl aufgesprungen, und das Jahrtausende alte Asketen-Gesicht hatte einen lächerlich menschlichen Ausdruck bekommen.

„Beruhigen Sie sich“ , lächelte die Frau kurz, „ich wollte Sie nicht schockieren! ...aber um meine Geschichte abzukürzen, muss ich noch erwähnen, dass er eine fremde Frau geheiratet hat.“ Und leise fügte sie noch hinzu: „Und das war eine Verzweiflungstat, die niemand erkennen wird. Alle werden glauben, es war der Alkohol, der in seiner Manteltasche gut versteckt, sich für fünf Sekunden durch die Öffentlichkeit stahl. Oben in seinem Büro ließ er dann die Mauern niederreißen, aber er konnte sich gar nicht mehr befreien.

Musste ich nicht die Kirche meiner Schwestern meiden, um hier für meinen Geliebten zu beten?“. Auch jetzt bekam sie keine Antwort von dem Fremden. Nur ein Zittern in seinem jetzt menschlichen Gesicht konnte als der Versuch einer Suche nach einem Wort gedeutet werden.

Auf seltsamerweise getröstet, verabschiedete sich die Frau von dem hageren Mann, „Liebe vergeht, wenn man sich selber sterben lässt; ein alberner Kalenderspruch“, lächelte die Frau. Sie blieb im Café zurück, als ein hagerer Mann auf der Straße erschien.

 

Ein Kellner wollte gerade die Wünsche einer elegant gekleideten Frau entgegen nehmen, als diese einen besorgt blickenden Mann mittleren Alters auf der Straße entdeckte. Er schaute ihr im Vorübergehen in die Augen schaute. Für Sekunden vergaß die Frau die Anwesenheit des Kellners und sie folgte mit ihrem Blick dem Gang des Gängers. Dieser antwortete ihr mit einem freundlichen Lachen. Der Kellner glaubte die Begegnung zweier Freunde zu beobachten, und hielt sich dezent im Hintergrund.

 

IV

Der Junge hob die rechte Faust, über die er einen roten Boxhandschuh gezogen hatte. 'Ein ungewöhnlicher Farbkontrast in dieser Steinwüste', dachte der Fremde auf der Straße - der Fremde zwischen den Ruinen.

„Ich werde ihm das letzte Geleit verwehren, meine Trauer habe ich hier zwischen diesen Steinen gesteinigt. Jetzt will ich nach oben, dort wo er war.“ Mit diesen Worten wandte sich der Junge von dem Fremden ab und kehrte in die Häuserruine zurück.

>Zwischen dem Alleine-Sein und dem Zurückgelassen-Werden liegt nur ein Abschied. Zum Abschiednehmen ist es noch zu früh - zum Kennenlernen leider viel zu spät. Erspare dir nun deine wehmütigen Gedanken, denn du bist nur ein Kämpfer<, Gedanken als murmelnde Worte kamen ihm über seine Lippen „Junge! So früh hatte ich dich noch nicht erwartet. Gern' hätte ich mir noch etwas Zeit gewünscht.“ Sein eher schleppender Gang in Richtung der Häuserruine konnte von dem Jungen auf der Treppe nicht beobachtet werden Er hielt den Fremden für einen alten Ringer, dabei trug dieser Sezuaner doch nur die Last eines Anderen.

„Die Treppe führt in das Nichts“, der erste Versuch des Fremden klang müde in den zerfallenen Räumen.

„Eine Treppe führt immer nach oben“, lachte der Junge trotzig.

„Die oberen Stockwerke wurden gesprengt.“

Der Fremde hörte als Antwort ein grelles Lachen. „Seit jenen Tagen trage ich diesen Handschuh. Wer mich fortan zur Trauer zwingen will, muss mich schlagen können. Tote Sprengmeister sind dafür zu schwach“. Der Junge hatte das Ende der frei hängenden Treppe erreicht und kletterte scheinbar mühelos durch ein hochliegendes Deckenloch, durch das der Fremde einen grauen Himmel erblicken konnte.

„Tote Sprengmeister leben neu, bei jeder Stufe, die du besteigst“. Der Junge hörte die Warnung des Fremden nicht mehr, und dieser musste mit ansehen, wie auch sein zweiter Versuch scheiterte.

>Warum bin ich nur so zögerlich<, der Fremde wollte seine Müdigkeit von sich schütteln, doch als Sezuaner war er zu lange nicht in dieser Stadt, um hemmungslos in fremde Häuser einzudringen.

>Kann er es überhaupt begreifen? – Wie viele Leben benötigte ich, ehe(r) ich verstand?<. Er dachte nicht weiter über diese Frage nach, sondern starrte auf den grauen Himmel hinter dem Deckenloch. >Manchmal vergesse ich sogar, schon meine Kräfte<, schmunzelte jetzt der Ringer hoch oben auf der Treppe und vergrößerte mit einem Faustschlag die Deckenöffnung.

Er zwängte sich ebenfalls durch das Mauerloch auf die terrassenförmige Plattform eines ehemaligen Obergeschosses und entdeckte den Jungen am Abgrund stehend, neben einem Surfbrett. Seinen Blick hatte er auf den nördlichen Horizont gerichtet. „Dort wachsen sie weiter, unsere Häusermauern. Es ist diese riesige Welle, die das hier Niedergerissene dort als Strandgut in den Himmel türmt. Ich werde den Strand erreichen und mein Gut in Empfang nehmen. Ich bin der rechtmäßige Erbe“.

Der Fremde spürte nun, dass er nur noch eine Möglichkeit in sich trug. „Als Sprengmeister wird sich das Strandgut dir zum Himmel türmen und du wirst behaupten, es gehöre dir. Und irgendwo am anderen Ende der 58sten wird ein weiterer Junge mit einem Handschuh deinen Tod ersehnen - den du schon jetzt erkennst, wenn du springst“. Und mit flüsternder Stimme fügte der Fremde noch hinzu; „Sezuaner kommen, um Kreise zu durchbrechen - auch ihre eigenen. Es liegt an dir, unsere Fehler zu beenden.“

„Ich habe keine andere Wahl als die Welle zu besteigen“, entgegnete der Junge zornig und voller trotz.

„Nein“, bestätigte der Fremde traurig, „du hast wohl keine Alternative.“

Der Junge drehte sich irritiert dem Ringer zu und schaue ihm fragend in die Augen. Ungläubig geworden wiederholte er seinen Satz. „Ich habe keine andere Wahl?“ Sein Zorn war verflogen.

„Doch“, lachte der Fremde jetzt, und seine Freude war übergroß.

 

In den Straßen ihrer halb verfallenen Vorstadt erkannten die von einer Trauerfeier zurückkehrenden Gäste einen Mann, der mit einem Jungen an der Hand einen anderen Weg einschlug.

Beide wollten, wie es den Trauernden schien, die Trümmer hinter sich lassen. Sie ließen die beiden Fremden unbehelligt weiter ziehen. Ihre schwarze Trauerkleidung verhinderte in der schwülen Wärme dieses Tages eine würdelose Spielerei am See. Vielleicht wären sie auch gerne zum Fischen gegangen, wie der Junge mit der Angel in seiner freien Hand.

 

V

Der Bauch einer hochschwangeren Frau, in der 58sten Straße, wurde von einem Bettler gestreichelt. Drei Gleisarbeiter wurden in derselben Straße, vierzig Jahre vor diesem Akt der Zärtlichkeit, wegen der Gründung einer anarchistischen Vereinigung, zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Viertausend Kilometer südlich wurde in dem gleichen Jahrhundert ein Armenviertel einer Großstadt dem Erdboden gleich gemacht. Ein Bodenspekulant der 58sten Straße vermutete an jener südlichen Stelle seines Reiches ein hochwertiges Metall in der Erde. Die Lohntüten der nördlichen Bauarbeiter blieben auch noch gefüllt, nachdem das höchste Haus der nördlichen Stadt fertiggestellt war. Die hochschwangere Frau mit ihrem schwarzen Kleid vor diesem Gebäude wollte ein besseres Leben für ihr noch ungeborenes Kind ... ; sie sah dem Bettler nach und hatte plötzlich eine ungewisse Angst.

Sie konnte nicht wissen, dass alles anders kam ...

Blick nach vorn, Berlin  =Foto: Cecila Puebla
Blick nach vorn, Berlin =Foto: Cecila Puebla

Graphic Design: Jacques Dulon, unter Verwendung einer Zeichnung von =Stephan Peters

Graphic Design und Foto: Jacques Dulon
Graphic Design und Foto: Jacques Dulon

Ankündigung: "Lyrik in & aus Lübeck 2", Thema: Die STADT (Neu)

Graphic-Design & Photo: Jacques Dulon
Graphic-Design & Photo: Jacques Dulon
Foto: Hainich (Dulon)
Foto: Hainich (Dulon)

Wenn du etwas nicht verstanden hast, was man nicht verstehen kann... dann hast du alles verstanden (Dulon)

 

Wer sich über sein mangelndes Selbstbewusstsein beklagt, nimmt sich vielleicht nur zu wichtig (Dulon)

Gästebuch:(Neu) 

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last update 20.12.2024