Lea Scheitenberger

 

 

 

Brücke zum Glück

 

Nur noch einmal kurz stehen bleiben

Auf der Wunschbrücke zum nächsten Traum

Am alten Haus.

 

Wo das Sonnenlicht klare Bilder der Hauswände

Auf das Wasser spiegelt

Wie realistische Gemälde, wie Photographien.

 

Wo die Enten die glasklare Oberfläche des Wassers

Zerbrechen, durchziehen

Mit ihren Choreographien.

 

Enten schwimmen entlang,

Gegen die Strömung, ein Spiel

Tauchen nach Algen,

Reihen sich ein.

 

Wo ein Reiher, anmutig und weiß,

Am Ufer steht und schaut.

Stolz und majestätisch

Hebt an zum Fang, gezielt.

 

Der weiße Reiher, ein Außenseiter?

Ein besonderer Gast, der hier lebt

Steht alleine, stoisch am Rand

Eine Eminenz

Beobachtet alles, blickt auf den Fluss,

Sieht auf den Grund, greift zu,

Wenn sich etwas bewegt.

 

Noch einmal stehen bleiben

Auf der Brücke zum Glück

Die Wünsche erfüllt

 

Noch einmal gehen

Über die Brücke voll Licht.

 

 

 

 

Von Ferne

 

Ein weites Feld

Über dem die Abendsonne steht

Sommerheller Abendhimmel

Verschwommenes Licht,

Das sich langsam rötlich färbt,

Abwendet.

 

Abgeblendet, sphärenhafte Wolken,

Die sich über den Himmel ziehen

Abendhimmel, der immer dunkler wird.

 

Der hohe Sommer steht über dem Feld

Ein einsamer Vogel, der darüber schwebt

Er kann in die Ferne fliegen,

Er kann in die Zukunft sehen.

 

Am Abend leuchten die Felder im Sonnenlicht

Von Ferne weht Sehnsucht zu mir herüber

Wehmütige Stimmung die mich umgibt.

 

Am Straßenrand hält ein Auto an,

Jemand steigt aus, um den Sonnenuntergang zu fotografieren

Einen Moment inne halten und die Abendstimmung genießen:

Über dem Feld, in der Ferne, das letzte goldene Licht.

 

Und ich denke an dieselben Felder in einer anderen Landschaft:

Rapsgelb im Norden. Noch etwas weiter weg.

Felder, die sich in meiner Erinnerung mit Freunden verbinden.

 

Wehmut, die in mir ist

Voll Schmerz, voll Mut, voll Stärke, voll Verlangen.

Immer wieder: Abschied nehmen, neu anfangen.

 

So viele Freundschaften habe ich gewonnen.

Auch wenn sie weit weg sind, bleiben sie doch bestehen,

Reichen hinaus in die Ferne

Und ich fühle mich mit ihnen allen verbunden,

Jetzt, da ich das Feld und den Vogel sehe

Hier, im Moment der untergehenden Sonne.

 

Von Ferne denke ich an euch, meine Freunde.

Ihr seid ganz in meiner Nähe.

Von Ferne fliegen Worte der Liebe

Von Ferne leuchtet leise der Flieder

Von Ferne sende ich euch Grüße

Von Ferne wehen Wünsche der Freude zu euch hinüber.

 

Flüstern leise: wann sehen wir uns wieder?

 

 

 

 

 

Moment – Konzentration am Küchentisch

 

Wir sitzen uns gegenüber am Küchentisch

Es ist ein sonniger Vormittag

Ich lese einen Essay, du schreibst eine Bewerbung.

 

Zwischen all den Stühlen,

Zwischen all dem Chaos, das kommt und geht,

Zwischen all den Sorgen um uns herum

Hält uns die Konzentration für ein paar Stunden fest.

 

In der Ruhe

Widmen wir uns ganz der Aufgabe:

Verbinden uns mit dem Text, mit der Arbeit, die vor uns liegt.

Verwenden all unsere Energie und Kraft für die Klarheit,

Die uns diese stille Versunkenheit gibt.

Wir sind in der Konzentration geborgen.

 

Konzentration am Küchentisch,

Konzentration im Sonnenlicht.

 

Konzentration lässt Inspiration fließen,

Konzentration lässt Gedanken ruhen,

Konzentration lässt Gedanken fließen.

 

Die Zeit verdichtet sich auf einen Punkt.

Die Zeit ist auf den Moment gerichtet

Ist begrenzt, nur für ein paar Stunden

Und doch so wertvoll, so erfüllt.

 

Gedankenarbeit zeigt, was möglich ist

Konzentration hält die Zeit fest,

Teilt sie in ein Davor und ein Danach.

 

Konzentration lässt Zukunft entstehen.

 

 

 

 

Schiffsverkehr und Heimathafen

 

Schiffsverkehr und Heimathafen

Bilden einen Gegenpol

Der Sehnsüchte

Des Herzens

Weite Ferne und zu Hause

In der Welt und vor der Tür

Manchmal dort und manchmal hier

Liegen unsere Ziele

Und Wünsche.

 

 

 

 

 

 

Mein Herz lege ich in deine Hände

 

Mein Herz lege ich in deine Hände

Und meine Gedanken lege ich weg.

Alles was ich brauche sind weiße Wände,

Eine Umarmung und ein bisschen Musik.

Alles, was ich einmal geschrieben habe,

Gilt nicht für immer; nur für dieses eine Mal.

Jeder Gedanke gilt nur für einen Moment

So wie das Gefühl, das ihn umgibt.

Wie lange?

 

 

 

 

 

 

Wünsch' dir was

 

Wünsch' dir was

Schreib' es auf

Schreib' es in die Sterne

Wird es wahr

Was meinst du?

 

Wünsch' dir was

Schreib' es in den Schnee

Schreib' es auf weißes Papier

Kannst du es sehen?

Schreib' es mit Sternenlicht

In der Nacht.

 

Wünsch' dir was

Wo bist du?

Du bist hier

Bist du da?

 

Komm' vorbei.

 

 

 

 

Stille Schneeflocken in der Nacht

 

Stille Schneeflocken in der Nacht

Tanzen, wirbeln, kreisen weiß umher,

Legen sich auf meine Hände,

Streicheln mein Gesicht, ganz sacht,

Unspürbar ist ihr Gewicht –

Schmelzen unsichtbar dahin,

Hinterlassen nur einen Tropfen

Und ein bisschen Kälte.

 

 

 

 

Schnee scheint blau

 

Schnee scheint blau

Erhellt die Nacht

Glitzert, funkelt, reflektiert

Imitiert das Licht des Mondes

Der dort oben, ganz fern, sacht

Am Himmel wohnt.